Open-Book Management


Die Idee des Open Book Management (OBM) entstand in den frühen 80er Jahren in Springfield, Illinois, in der "Springfield Re-manufacturing Corporation" (SRC). Im wesentlichen kann es erklärt werden als eine Managementphilosophie basierend auf der Prämisse, daß nur wer auf der höchsten Ebene denkt, auch auf der höchsten Ebene Erfolge erzielen wird. Das Ziel des Open Book Managements besteht darin, den Fertigungsmitarbeitern die finanziellen Auswirkungen ihrer Handlungen verständlich zu machen. Durch dieses Verständnis entwickeln alle Mitarbeiter eine finanzielle Verantwortung und können präzise erkennen, wie ihr Handeln und das Handeln von Teams sich auf die finanzielle Situation des Unternehmens auswirkt. Entsprechend dieser Erkenntnis werden sie ihre Arbeit optimieren. In der Grundidee des Open Book Managements sind "Spiele" sowie ein Programm für den Erwerb von Aktienanteilen für die Mitarbeiter als weiterer Optimierungsanreiz vorgesehen.

Durch den Fokus auf die Verbesserung der Arbeitsmethoden im Finanzwesen, können die Mitarbeiter sogenannte "kritische Werte" entwickeln, Indikatoren ( z.B. rechtzeitige Lieferungen), durch die klar aufgezeigt wird, welche Handlungen das Wohl einer Firma am stärksten beeinflussen. Entsprechend der Indikatoren können die Mitarbeiter die Mehrkosten errechnen und entsprechend agieren. Dieser Ansatz ist am wirkungsvollsten in Verbindung mit einem Aktien- und Bonusprogramm für Mitarbeiter.

Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung im Open Book Management

Einer der zentralen Leitsätze des Open Book Management ist die Ausbildung. Den Mitarbeitern werden Mittel an die Hand gegeben, die ihnen helfen das finanzielle Wohl ihrer Firma zu messen und auch aktiv darauf Einfluß zu nehmen. Aus diesem Grunde ist ein Verständnis für den Aufbau von Bilanzblättern und deren Unterscheidung zur G&V-Rechnung absolut unerlässlich. (Siehe auch Financial Engineering für Mitarbeiter).

Diese Ausbildung stellt nur einen Aspekt des OBM dar und ist lediglich das Mittel zum Zweck. Letztendlich soll die Profitabilität des Unternehmens selbständig von den Mitarbeitern getragen werden. Wichtig ist hier, daß die Mitarbeiter durch Prämien für ihren Einsatz belohnt werden.

Das praktische Verständnis von Finanzwerkzeugen erlaubt es den Mitarbeitern, diese in ihren eigenen Arbeitsbereichen anzuwenden. Ein bestimmter Grad an Achtsamkeit wird erreicht, der es allen Mitarbeitern ermöglicht den Wert ihres Arbeitsbereiches zu errechnen (wobei der Wert definiert ist durch das Verhältnis von Funktion zu Kosten). Im Kontext der Produktion stellt das Produkt den Wert dar, dieser wird erhöht mit jedem weiteren Prozeß den es durchläuft. Dies bedeutet für den Mitarbeiter, daß er nicht nur in der Lage ist seinen Beitrag zur Firma zu berechnen, sondern auch den Wert den er dem Produkt hinzufügt. Dies wird auch als Produktkostenzuschlag bezeichnet.

Die nachfolgenden Tabellen (1&2) zeigen wie einfach traditionelle Finanzberichte gestaltet werden können:

Tabelle 1: Bilanz

AKTIVA In Mio. DM   PASSIVA In Mio. DM
Gebäude

Maschinen

Werkzeuge

Barvermögen, Bank

Eingekauftes Material

3,4

6,0

1,5

0,6

4,5

  Aktienkapital

Nicht ausgeschütteter Gewinn

Bankverbindlichkeiten

Kreditoren

6,0

5,0

4,0

1,0

GESAMT 16,0   GESAMT 16,0
         


Tabelle 2: Gewinn- und Verlustrechnung

KOSTENBEZEICHNUNG In Mio. DM   ERTRAG In Mio. DM
Material

Direkte Arbeit

Indirekte Arbeit

Lohn / Gehalt

Energie

Verbrauchsgüter

Abschreibung

Werkzeugamortisation

Zusätzliche Gemeinkosten

Gewinn

75,0

22,5

12,5

15,0

3,0

7,0

5,0

2,0

3,0

5,0

  Umsatzerlöse

Ingenieurhonorare

147,0

3,0

GESAMT

150,0

  GESAMT

150,0