Lagerbestände


In Weltklasse-Unternehmen werden minimale Bestände als einer der Hauptfaktoren der Wettbewerbsfähigkeit betrachtet. Die Optimierung der Bestände verringert die Wiederbeschaffungszeiten, steigert die Flexibilität und treibt Qualitätsverbesserungen voran.

Der Ausdruck Bestand steht für eine bestimmte finanzielle Wertmenge und beschreibt sämtliche Materialien und Komponenten (Rohmaterialien, laufende Arbeit und fertige Produkte), die in irgendeiner Form gelagert werden.

Übergroße Bestände oder deren Verschwendung werden von Weltklasse-Unternehmen als eine der Sieben Verschwendungsarten angesehen, die es entweder zu beseitigen, oder auf ein Minimum zu reduzieren gilt:

Zu große Bestände erhöhen die Produktkosten; die Hauptfaktoren hierfür sind: Zu viel Extraarbeit, zu viel Extrapersonal, zu hohe Extrazinsen und schließlich zu viel Extraverwaltungsaufwand.

See der Bestände

In Weltklasse-Unternehmen versucht man die Bestände zu reduzieren um verdeckte produktionsrelevante Probleme ans Tageslicht zu bringen (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Das Meer der Bestände zeigt wie Probleme durch Bestände verdeckt werden

Durch den kontrollierten Abbau der Bestände werden die verdeckten Probleme (Felsen) offen gelegt. Sie können nun systematisch angegangen werden um Kosten und Wiederbeschaffungszeiten zu verringern, die Qualität des Produkts zu verbessern und die gesamte Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern.

Messungen

Die Unternehmen vergleichen ihre Umschlagzahlen (Anzahl der tatsächlichen Umsetzungen des Lagers, wie viele Male wurden die Bestände im Jahr verkauft) mit denen ihrer Mitbewerber um die Benchmark-Werte für ihre Effektivität zu erhalten.

Die Weltklasse-Praktiken variieren selbstverständlich zwischen den einzelnen Wirtschaftsbereichen. Allgemein gilt für die Automobilindustrie (die als Vorreiter der "schlanken Produktion", englisch Lean Manufacturing, angesehen wird), daß die Lagerbestände als Weltklasse eingestuft werden, wenn sie folgende Bedingungen erfüllen:

Abbildung 2: Vergleich der Bestände in der europäischen Automobilindustrie

Abbildung 2 vergleicht die Bestandstage von japanischen Firmen mit denen der europäischen Firmen. Nur die Japaner schaffen es weniger als einen Tag an Bestand zu haben.

Um eine tatsächliche Reduzierung der Lagerbestände zu erreichen, müssen vom Management "aggressive" Ziele aufgestellt werden, deren Einhaltung genau verfolgt und überprüft werden muß.

Eine Pareto Analyse sollte verwendet werden um die Verbrauchswerte für die Lagerbestandspolitik für alle Teile festzulegen. Zudem sind regelmäßige Überprüfungen von großer Wichtigkeit um die Ziele, im Hinblick auf das Reduzierungsprogramm, nicht aus den Augen zu verlieren.

Sehr teure Teile sollten relativ kurzfristig, etwa über Just-in-Time bzw. synchron abgestimmte Lieferungen bereitgestellt werden, wohingegen weniger teure und weniger verwendete Teile einer geringeren Lieferhäufigkeit unterliegen.

Alle Teile sollten so häufig wie möglich und direkt zur Produktion in so kleinen Losgrößen als wirtschaftlich noch rentabel, ausgeliefert werden, um minimale Lagerbestände zu erreichen.

Lieferhäufigkeit

Abbildung 3: Die Beziehung zwischen Wert und Verbrauch von Materialien und Lieferung