Die 5S Praxis ist eine Technik die genutzt wird, um das betriebliches Umfeld einer Organisation mit hohen Qualitätsstandard aufzubauen und zu erhalten. Der Begriff "5S" steht für fünf japanische Wörter: SEIRI - SEITON - SEISO - SEIKETSU und SHITSUKE [Osada, 1991]. Die deutsche Übersetzung, die Bedeutung und ein typisches Beispiel werden in der nachstehenden Tabelle in Abbildung 1 aufgeführt.
JAPANISCH |
DEUTSCH |
BEDEUTUNG |
TYPISCHES BEISPIEL |
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Seiri |
Strukturierung | Organisation | Unnötiges entsorgen |
Seiton |
Systematisierung | Ordnung | Zugriff auf ein Dokument innerhalb von 30 Sekunden |
Seiso |
Reinigung | Sinn für Sauberkeit | Individuelle Verantwortung für Sauberkeit |
Seiketsu |
Standardisierung | Standard setzen | Übersichtliches Lager |
Shitsuke |
Selbstdisziplin | Disziplin halten | Tägliches 5S |
Abbildung 1: Die Bedeutung der 5S
5S ist die Grundlage des Toyota Produktionssystems (TPS) und somit auch Grundvoraussetzung für die weiteren TPS Konzepte Total Quality Management (TQM), Total Productive Maintainace (TPM) oder Just-in-Time (JiT).
Der Vorteil von 5S liegt darin, daß in einer einfachen und systematischen Art und Weise eine pragmatische Arbeitsplatzorganisation erzielt wird. Die 5S-Methode ermöglicht es allen Mitarbeitern, Prozesse detailliert zu betrachten, zu analysieren und danach den Arbeitsbereich entsprechend der täglichen Bedürfnisse neu auszustatten und zu gestalten.
Darüber hinaus entwickeln die Mitarbeiter durch die Anwendung der 5S-Methode einen Sinn für Qualität, Produktivität und Sicherheit.
Ordnung ist die Grundlage der Effizienz. Der Fokus liegt hierbei auf der Analyse der Prozeßabläufe. Die grundlegenden Fragen die sich hier stellen sind: Wie schnell haben Mitarbeiter Teile, Werkzeuge und alle benötigen Dinge zur Hand und wie lange brauchen sie um diese wieder abzulegen? Sind die Betriebsmittel und Werkzeuge geeignet? Bei der Beantwortung der Fragen ist zu beachten, daß willkürliche Entscheidungen, in den meisten Fällen zusätzlichen Aufwand bedeuten und somit der Verlust an Produktivität die Folge ist. Infolgedessen gilt es zu analysieren, warum es so lange dauert, benötigte Werkzeuge, Materialien etc. herzuholen und wegzuräumen. Wichtig hierbei ist, daß beide Abläufe, da wo Mitarbeiter mit einer hohen Frequenz und da wo Mitarbeiter nur gelegentlich Dinge benutzen, präzise analysiert (z.B. Werkzeuge in der Montage) werden. Insgesamt muß daraus eine für alle Mitarbeiter verständliche Arbeitsplatzgestaltung entwickelt werden. Ergonomisch gestaltete Arbeitsbereiche, mit dem Fokus auf das Wesentliche, sichern langfristig eine hohe Produktivität und Qualität.
"Alle machen sauber". Jeder sollte für Sauberkeit in seinem Bereich sorgen, vom Geschäftsleiter bis hin zum speziell dafür angestellten Reinigungspersonal. Diese Philosophie ist auch der Grund dafür, daß man in Japan in Wohngegenden keinen öffentlichen Reinigungsdienst für die Straßen benötigt. Jede Familie ist selbst für den Gehweg vor ihrem Haus verantwortlich.
Im Büro oder in der Betrieb sollte damit begonnen werden, individuellen Verantwortungsbereiche zu definieren. Dabei muß sichergestellt sein, daß eine klare Zuordnung der Aufgaben in den definierten Bereiche gibt, um "Grauzonen" zu vermeiden. Jeder muß seine persönliche Verantwortung sehr ernst nehmen (siehe dazu Soziale Verantwortung), sonst wird eine 5S-Kampagne unweigerlich scheitern.
Sorge um den persönlichen Ordnungssinn beschreibt die ständige und wiederholte Instandhaltung der Anlagen, Abläufe und des Umfeldes (siehe Standards). Als solche schließt sie sowohl die persönliche Sauberkeit, als auch die des Umfelds mit ein. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Visualisierung und Standardisierung der durchgeführten Maßnahmen, dadurch soll effektives und effizientes Arbeiten gewährleisten werden.
Visuelles Management ist eine effektive Methode zur Darstellung des Ist-Zustandes und der kontinuierlichen Verbesserungsfortschritte eines Arbeitsbereiches. Hierfür werden in zunehmendem Maße farbliche Hilfsmittel genutzt, um nicht nur Unterscheidungsmerkmale zu bieten (z.B. Schmierstellen an Maschinen), sondern allgemein auch eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu erzeugen. Unternehmen befürworten inzwischen zunehmend die Einführung von weißer oder heller Arbeitskleidung, denn bei dieser Kleidung fällt der Schmutz schnell auf und sie gibt Hinweise auf den allgemeinen Zustand des Arbeitsplatzes. Über die Aufgaben im Rahmen der 5S-Methode hinaus wird das visuelle Management auch als wirksames Führungsinstrument genutzt, um wichtige Daten und Ziele eines Arbeitsbereiches zentral darzustellen.
Disziplin beinhaltet die Fähigkeit Aufgaben entsprechend ihrer Definition zu erledigen. Im Rahmen der 5S-Methode bedeutet dies, den vorher definierten Zustand eines Arbeitsplatzes auch wirklich einzuhalten. Werden alle Mitarbeiter des entsprechenden Bereiches kontinuierlich im neuen Arbeitsablauf geschult, können schlechte Gewohnheiten durchbrochen und der neu definierte Prozeß dauerhaft abgesichert werden.
In diesem Zusammenhang spielt auch die Selbstdisziplin jedes Mitarbeiters eine große Rolle, da sie über die gewöhnliche Disziplin hinausreicht. War jemand diszipliniert genug etwas zu erledigen, heißt das nicht notwendigerweise, daß dieses beim nächsten Mal wieder der Fall sein wird. Bei konsequenter Selbstdisziplin wird die Zuverlässigkeit des Handelns und damit die Qualität und Kontinuität der täglichen Routinearbeit garantiert.